Sonntag, 29. Januar 2012

klassenfahrt

Einen Beweis später sind wir eingeschlafen. Also die anderen wahrscheinlich. Die Mehrzahl von uns auf schmaler Stätte. Ich unterdrücke das Lachen auf den Hüftknochen balancierend. Morgens wunderten wir uns alle, dass wir tatsächlich nach Ansage ruhig waren. Es soll ordentlich kalt werden, nächste Woche. Auf dem Weg zu Kasino, den wir fanden aber nie einschlugen, war auch noch dieses Palast-Hotel, in dem es natürlich spukt. Früher glanzvolles Parkett, Wiesbadens erste Adresse, heute ein Heim für sozial-schwache Geister. Wir überlegen kurz alles hinzuschmeißen, und hierhin zu ziehen. Ein Bäcker wirbt mit dem Verkauf von Seelen. Fussball schauen könnte man immer im schwarzen Bock.

Die Idee hinter dem CD des Franfurter Schauspielhauses schnall ich erst im Café des Hauses. Das Parkett ist schön, und die spiegelnden Fassaden normal, und ich häng hier müde in den Seilen. Nur darum nehme ich jede Form an. Die der Bank im Foyer, die des Sessels hier gerade. Ordentlich proportioniert durch Lehne und Sitzfläche. Ich bin der Sessel und Isi ist das Bier. Gleich im Theatersaal bin ich Sitz 28, Reihe 13. Richtig wütend vor Müdigkeit habe ich später kein Mitleid für Ödipuss. Kreon trägt weissen Satin! Später sehen wir die im Matsch spielenden Occupy Leute, um die Ecke diese völlig billig leuchtende Euro-Figur. Also richtig billig leuchtende Farben. Ich hatte mir das glamouröser vorgestellt. Sowohl das Dafür wie auch das Dagegen.

Samstag, 21. Januar 2012

Irgendwas hab ich geträumt. Mit Atlanta und Ronald Reagan und Schwarzen in futuristischer Pharaonenkleidung. Bestimmt ist es zehn durch, wenn ich gleich nochmal aufwache, sicherlich halb zwölf oder so. In dieser Zombie-Serie hat es gestern zu regnen angefangen, gerade als sich die Helden mit Gedärmen behangen und abgerieben haben, um unbemerkt durch die Reihen der Untoten zu kommen. Scheinbar fanden die Drehbuch-Autoren das brenzlig, weil der Regen jetzt den schützenden Geruch des Todes abwaschen könnte. Regen wäscht aber nie irgendwas wirklich ab. Die Fassaden, zum Beispiel jetzt, werden immer dunkler, die Wolken bleiben auch immer noch grauer. Future-Pharaonen. Zwei Kniekehlen weiter ist es noch wärmer als hier oben, in der Schichtung aus Knochen, Haut, Haaren und Baumwolle. Linke Hand unterm Kissen. Ausserdem wird da noch geschlafen. Bestimmt bis viertel vor eins.

Montag, 16. Januar 2012

Ich glaube in der Nacht auf Sonntag wurde es ein paar Grad kälter. Denk ich dann, die Kälte schneidet einen aus dem Bild raus, wie eine Schere. Ohne Prüfung glaubend, ich sei schöner dann. Kaltes Gesicht und rascher Schritt. Wie ein Stein, glatt gefasst. Steif durch die Stoffe. Der Kragen fest unterm Kinn. Betrunken lief ich nach Hause, die exemplarisch frische Luft mahnte mich kühl und sachlich der Zigaretten, die wir zu 100% kauften, zu 60% rauchten, zu 30% verloren und dann zu 10% zurückschnorrten. Alles ein und dieselbe Packung. Am Tag darauf, eigentlich ja gestern, sehe ich durch eine Abrisslücke, allerdings eine sehr alte Lücke, in einer Fassadenreihe, einen Baum in einem Innenhof der höher gelegenen Häuser, sonst verdeckt. Dächerschatten zu halb vier Nachmittag, schneidet die Krone zur Hälfte. Weiß strahlt der Reif gegen den wirklich blauen Himmel. Filzmarkerschwarz der Stamm. Würde ich behaupten, mein Herz hätte stillgestanden, mehrere Male in den letzten Tagen- es stimmte nicht. Meine Träume sind nicht leer, kein Wort war umsonst. Niemand rief mich, ich kam nicht einmal zu spät.

Donnerstag, 5. Januar 2012

Es sieht die ganze Zeit so aus, gestern schon. Meine Tante schloss die Zimmertür, zufällig pünktlich zum Abendgeläut. Jetzt steht sie wieder offen. Aus dem Wohnzimmer auch fröhliche Stimmen. Hellblauer, gehäkelter Bezug, auf dem ich dankbar zur Seite rutsche. "Man muss wahrscheinlich selber mit dem Atmen aufhören um zu merken, dass sie es tatsächlich auch getan hat." Anstatt die Luft anzuhalten, seufzen wir, zeitlich und räumlich nur wenig versetzt. Vielleicht eine Minute später meine ich, die Augen auf der dünnen, geblümten Bettdecke, es ist wie früher als Kind, nach einem Tag im Schwimmbad. Wenn man dann abends schwindelig einschlief, das Schaukeln des Wassers noch lange durch die Glieder lief. Vor allem in den Beinen und im Kopf natürlich. Gegen diesen Trug also, lohnt sich nicht das Kämpfen. Solange wir hinschauen wird es so aussehen. Wir selber noch voll davon. Es spült sich noch lange von Seite zu Seite, taucht unsern Herzschlag noch bis in den Schlaf, schwimmt unter dem Atem. In der Brust vor allem, die nur leicht geschnürt fühlt, und im Kopf natürlich.