Sonntag, 28. August 2011

windows of wisdom

Zeitraum relativ genau benennen, Spanne gut einengen. Dann diese maximal aufdehnen. Die vierte Dimension vergewaltigen. Die Idee hab ich aus einem Schaufenster am Rathaus-Vorplatz. Da ist seit zwei Monaten Mid-Season Sale in diesem Geschäft. Gewalt ist, was wir draus machen. Demolierung kostet erst Überwindung, dann vor allem Kraft. Kaum einer sieht die Wertsteigerung des Subjektes darin. Der Kurs einer jeden Ware, steht eigentlich nur im Moment des Tausches fest. Ein Bruchteil Zeit. Danach und davor ist alles offen. Alles ist verhandelbar.

Freitag, 26. August 2011

Die ganzen Welten, die wir schaffen, um sie niemals zu betreten. Ganz schön viele.

Dienstag, 23. August 2011

Beckhams Tochter Harper Seven ist da! Was der Name bedeutet und wieso Katie Holmes ihren Körper kaputt hungert und Tom Cruise hilflos zusieht.

Jetzt habe ich ein paar Hinweise mehr und könnte ein Rätsel lösen. Lieber schau ich aus dem Fenster. Oder in den Kühlschrank. Oder ins Soziale Netzwerk. Soll man ja nicht, Rätsel lösen. Oder man nimmt die Mühen auf sich und erschafft an anderer Stelle sofort mehrere neue. Wer sich an dieses Gebot nicht hält, wird mit sofortiger Ennui oder schlimmer noch, Deutlichkeit bestraft. Welch grausames Gericht.

Kathrin sonnt sich auf dem Dach. Sie kommt rein während ich dies hier schreibe (extreme Aktualität). Sie sagt Misstrauen wäre doch etwas fantastisches. Und das gäbe es sogar umsonst. Ich folge in ihr Zimmer. Wir wären dem allem doch nicht würdig, sag ich. Was sie zum Beispiel gemacht habe, als diese Nacht das echt krasse Gewitter war. Geschlafen. Ich nicht, aber ich hab so getan als würde ich schlafen. Voll schlecht übrigens, hatte nicht mal die Augen zu.

Auf dem Balkon hätten wir stehen müssen. Aus uns wird doch nichts mehr. Halbherzig- ach. Zu müde für die Ewigkeit, zu munter für den Tod. Mein Fenster stand auf und es hat überhaupt nicht reingeregnet. Versteh ich nicht. Ein Poster hat sich gelöst, immerhin. Ich nehme mir eine Zeitschrift vom Stapel neben Kathrins Bett und sie schreibt mir einen Zettel, weil sie sagt es sei zu groß um es auszusprechen: "He said: Baby, you are magic. I said: no honey, just a trick." Danke, Kathrin. Ich gehe aus dem Zimmer. Auja: I'm leaving, speechless. Wenn ich's löse, ist das dann auto-aggressiv? Vielleicht tut es ja wenigstens ein bisschen weh. Ich les noch ein bisschen vorher. Was ist das eigentlich für eine Zeitschrift? Haha! Sie heisst: OK!.

Sonntag, 21. August 2011

disco. teil 1000.

Letzten Sommer, als es mir noch neu erschien und ich mit seiner Ungeheuerlichkeit noch nicht vertraut war, stand ich manchmal auf der Strasse, auf Kieswegen oder in Korridoren und wollte unter der Fülle dieses Segens auf die Knie fallen. Und wie es manchmal zieht. So unerbittlich. Und dann schiebt es wieder. Es ist kein Kampf, es ist was schönes, aber ich kenne keinen Namen dafür und ich halte es nie fest. Manchmal wohnt es in den Fingern, oft unterm Brustbein oder hinter der Stirn. Kann sein es mag Wasser. Ich hab nicht gefragt. Es ist auch nicht neu, so wie ich es kaum sein kann. Es war jedenfalls da. Dann hab ich gleich ihm gehört und es mir. Sonst gehört keiner niemandem. 

Den Ventilator im Rücken. Er steht im Eingang zu einer anderen Halle. Der Edding sprach: Kein Ausgang. Die Doppeltür steht aber offen, also halb-offen, dazwischen eben der Ventilator. Alexije der Jurist, gesteht mir Onanie in Verbindung mit Gedanken an mich. Er beschäftigt sich von jeher viel damit, also mit Onanie und so weiter. Das ist sein Alltag. Unzucht und Ordnung. Das Kompliment, als das es gemeint war, ist also irgendwo genauso seriös oder vulgär wie Bemerkungen über das Wetter oder offen ausgebreitete Zukunftspläne. Oder Entrüstung: Simon wird von Phillip in ein moralisches Gespräch verwickelt. Es geht um Werbung und Ethos. Auf dem Dancefloor. Aber Simon schüttelt es schnell ab und schlägt mir vor lauter Happiness mit der flachen Hand ins Gesicht. Alles wird gut.

Klischee aber überpräsent: Knochentrockene Beats und nässende Leiber. Einer hat ein gutes T-Shirt mit einem nicht extra gesetzten Brandloch. Die Kippe ging wohl durch, als es ausgezogen wo rumlag. Das schreit er schüchtern in mein Ohr. Am Rücken ist das Loch rechts auf Nierenhöhe. Vorne liegt es zwischen Schlüsselbein und Herz. Boah. 

Donnerstag, 18. August 2011

physik

Lässig mit allem Verfahren. Wasser friert von innen nach aussen. Ich bin voll mit Flüssigkeiten. Teilweise meine. Um 8 weckt mich der Lärm von der Strasse. Sperrmüll. Kleide mich halb an und haste Treppen runter. Dann hoch. Finde auf Anhieb mich und andere. Seidenmatt. Hochglänzend. 9x13. Ich behalte nicht mal die, auf denen ich gut aussehe. Aber die, auf denen ich jung und verloren wirke. Ich bin Profi und weiß, was ich mir schuldig bin. Unter anderem Lonlyness und Lässigkeit.

Seebeck- Effekt. Während wir unsere Wirbel und Rippen abzählen. Ich habe wenig Ahnung davon. Eigentlich gar keine. Guck mal die, vor zehn Jahren war das. Genau zehn. Siehst du- ist Sommer auf dem Bild hier. Ich teile mit dieser Person nicht mal eine Vita, nur einen Körper. Und tja- jetzt teil ich ihn mit dir.

Montag, 15. August 2011

extra-time, on the ground.

Ganz schön harte Knochen. Blond ist er gewesen, als Knabe. Damals hat er wohl viel Milch getrunken. Im Hausflur fällt die Gardinenleiste mitsamt der Verblendung ab. Im Vorgarten der Bürger blüht weißer Mohn. Ich nehme mir vor selbst welchen zu sähen. Zu Fuß laufe ich durchs Villen-Viertel in die Innenstadt. Habe den Bus verpasst, treffe Kathrin die mich mitnimmt. Ich muss mehr Dinge schweigend tun. Auf dem Weg von den Höhen in die Stadt runter, quere ich kleine Bäche, Spielstrassen, unbefestigte Seitenstreifen, sogar die Autobahn. Die Kulissen stehen Schlange. Der Himmel hat dieselbe Farbe wie das Brückengeländer. Mein Bruder ruft an. Wir lachen zum hundertsten Mal über den Nachmittag im letzten Sommer, an dem wir völlig unnütz, die (wie neuen) Bankirai-Gartenmöbel unserer Großeltern abgeschliffen und gewachst haben. Wir sollten im Garten helfen. Ich muss irgendwie das Gewehr rausschmuggeln. Aber wie?

Samstag, 13. August 2011

Noch ein Nachtrag: Ich zitiere um 4 Uhr früh, die letzte Strophe der Ballade vom Zuchthaus zu Reading, sogar im Original. Den Vorwurf unromantisch zu sein, weise ich also hiermit entschieden zurück. Ausserdem: Beim Sterben schliess ich jedes Mal die Augen.

freunde der nacht

Ach, was glänzt und glitzert es so schön. Ich stehle aus Versehen Maxim's Fliege, mir um den Hals geknotet. Er war sie leid und ich befand sie zu schick, um sie ihn in der Hosentasche verstauen zu lassen. Maxim trägt auch gern Siegelring. Kevin ein langes Pony und Schienbeinschoner, Glitzer im Gesicht und sowieso den besten Namen ever (Kevin John Krieg). Bernhard trägt eine Indianerfeder (ich denke er wurde dazu halb vom Arbeitgeber gezwungen) und das Stigma des Barjungen, das aber mit Fassung. Knipp einen Hut und eine Adlerbrosche. Sebastian trägt heute angeblich erstmals einen V-Ausschnitt, leider dazu ein wenig zu viel Unsicherheit. Ein unbekannter Junge sein Herz auf der Zunge. Später reicht er es mit dieser, einem betrunkenen Mädchen. Die Nacht trägt Marine und ich trage Nelken, einen ganzen Brustkorb voll. Und einen Stockschirm, da der Himmel sein Versprechen hält. Mit Unterbrechung, dann wieder ambitioniert.

Freitag, 12. August 2011

Nachtrag: Es ist ein schwules Paar, Anfang 30. Mark ist tätowiert, wahrscheinlich keine Vorstrafen. Seine Mutter und ihr Lebensgefährte (Mark nennt ihn Klaus) helfen beim Sofentransport. Er freue sich auf gute Nachbarschaft, sein Freund sei grade in Berlin. Ja dann.

street credibleness

Unter uns renoviert ein Paar. Sie ziehen gerade ein und geben sich echt viel Mühe. Sie streichen sogar den Balkonboden. Parkett und so, klar. Ausserdem ist er freundlich im Flur, die Freundin sah ich noch nicht. Gestern erst habe ich auf dem Heimweg erschreckend wenige rauchende, werdende Mütter gezählt. Der Voodoo-Neger lässt sich auch schon seit Tagen nicht mehr an seiner Hausecke blicken. Hier wird sich doch nicht eine Gentrifizierung abzeichnen? He!- das ist kein Szeneviertel, wir sind nicht in der Hauptstadt. Aber wir wohnen im Altbau mit Doppelverglasung und der Vermieter ist trotzdem Schwabe.

Mein Bruder meint ganz unüberlegt, ich wäre ein Misanthrop. Völlig nicht richtig. Na gut, aber ich sei jedenfalls meist feindlich und agiere gegen das uns umgebende System. In diesem aber bin ich der reinste Humanist, bin nicht nur angepasst sondern schlage ab und an Schneisen, auch für andere. Ich setze einen guten Teil meines Geldes in Waren oder Dienstleistungen um. Ausserdem bin ich oft unterhaltend, sogar gratis. Ich bilde mich weiter, bleibe dünn und bemühe mich um äusserste Flexibilität. Das bemerkt auch eine Gruppe eher roher Nachbarskinder. Ein etwa zehnjähriger Knabe fragt, ob ich Single bin. Ja, Junge. Schreiend verspricht er mir, mal einen Lamborghini zu besitzen. Tut mir leid, ich kann nicht warten. Und bitte nicht zu viele Neuwagen hier. Die Strasse wird sonst teuer.

Dienstag, 9. August 2011

happiness is a warm gun

Es regnet die ganze Nacht durch heftig. Die Regenrinne läuft über, die Scheiben wirken wie geschmolzen, ich seh garnichts. Der Regen verwässert sogar die Differenz zwischen Tag und Nacht. Die Dämmerung ist als solche jedenfalls kaum auszumachen, wird von den Ziffern des Displays in Klammern gesetzt. Die Uhr von Anna's Großvater steht seit ein paar Tagen nebenan im Arbeitsraum. Jetzt finde ich sie auch zu laut. Komisch, als sie neben meinem Bett tickte, war es gut auszuhalten.
Es wird ein klischee-satter Tag werden. Natürlich bin ich schlechter Dinge. Auch bei der Schneiderin, die mir die Hosenbeine erst ab Knöchel, dann seitlich vom Knie an abwärts absteckt, dabei wissen möchte, wie ich auf ihr Atelier aufmerksam wurde. Sicher will sie ihre Werbung verbessern. Da sie mir zu vornehm tut, und ich ihre Preise übertrieben finde, antworte ich falsch. Ausserdem macht sich die Bitch über Nähte lustig, die ich irgendwann mal gesetzt habe. Ich lach ja auch nicht über ihre beschissene Visitenkarte.

Den frühen Nachmittag, verbringe ich in der Vorstadt, bei meinen noch lebenden Ahnen. Oma meint, ich sähe heute aber schick aus. Ich sehe aber aus wie immer. Trotzdem stimmt es. Ich hatte gestern Abend eine leise Panik, aus der Zivilisation zu fallen. Deshalb fällt die Garderobe etwas strikter aus als sonst. Die Form muss es zusammenhalten. Das ist keine neue Idee. Hab ich aber auch nie behauptet. Eine andere ist die Besinnung auf meine provinziellen Komponenten. Die rohen Wurzeln als Halt.

Wunderbar finde ich, was mein Stiefvater und ich ernsthaft an diesem verregneten Sommertag im Garten tun. Wir schiessen mit einer Flinte 4,5mm Munition auf einen Karton, den wir am Ginkobaum festmachen. Die Zielscheibe bastelt er, indem er mit dem Fasermaler die Kugeldose auf einem Papier umrandet. Das Kreuz zieht er an den Kanten eines Aschenbechers, voll mit Zigarrenstumpen- yes. Was soll ich sagen: Ich schiesse Freihand, ohne abzustützen und treffe sehr gut. Ich habe Urlaub und eine ruhige Hand. Oma steckt mir Taschengeld zu, die Sonne bricht ab und an durch. Was sangen die Beatles noch?

Sonntag, 7. August 2011

komische architektur

Ich konstruiere Interpretationsräume. Die Wände kann man nicht durchgängig tasten. Türen halten sich sporadisch darin auf. Das macht aber nichts. Das Interieur selber steht ja über der Physis. Wer behauptet man könne Vergangenes nicht ändern hat einfach kein Talent im Erinnern.

Samstag, 6. August 2011

ungeheuer täuschen

Eine gute Taktik im Umgang mit den Dingen die man graut, ist diese fest zu umarmen. Unser Zittern wird dann nicht der Furcht, sondern der Erregung zugeschrieben. Den Schrecken schmeicheln klappt erstaunlich gut. Häufig sind sie selber uns dann schnell erlegen. Wer kann schon von sich behaupten, dass die Ängste sich ihm hingeben? Leichtsinn ist das neue Schwarz.

Freitag, 5. August 2011

Der Götter Pflichten: gut aussehen und ans Schicksal glauben. Sie müssen. Sonst gibt es sie nicht. Wir selber bedienen uns dieser Gebote. Wir sollten. Sonst sieht man uns nicht. In diesem Streben schöpfen und nähren wir unseren eigentlichen Körper. Den wichtigeren. Dieser wird in die Schlacht geschickt, die es eigentlich nicht gibt. Der Moderne ist Selbsterzeuger. Wie finden das wohl die Urheber? Schöne Dinge hat man nicht alleine. Das gilt wohl auch fürs Schicksal. Von den Göttern gestohlen, den Menschen gereicht? Wer wählt schon Feuer wenn es Verhängnisse gibt. Ganz so ist's ja auch nicht. Damit sich alles auch so wichtig anfühlt, wie es aussieht, brauchen wir sie noch, die Götter. Zum Dank schenken sie uns Widrigkeiten. Sie sind vom Fach und wissen halt wie's geht.




Montag, 1. August 2011

they call me maybe

Mein Bruder bedauert und beglückwünscht mich für meine Empfindungen. Und damit ist alles gesagt. Tatsächlich. Ich kann weder das eine, noch will ich das andere sein. Und das in nahezu allen Belangen. Zuhause bin ich zwar allein, spür es aber nicht so richtig. Daher lad ich mich bei Freunden ein. Ich mag sie sehr. Sie finden ich sei zu schmal geworden. Ich esse Pflaumen an der Spüle und glaube Dirk als er lügt, die seien aus dem Garten. Ja ob ich denn jemals einen Pflaumenbaum bei ihnen gesehen hätte.

Tatsächlich schauen wir Tatort zusammen. Eine Wiederholung. Hab ich schon mal vor  tausend Jahren gesehen. Bekomme die Handlung trotzdem kaum mit. Ich empfinde so heftig und habe keine Ahnung wofür und wohin damit. Damit fängt ja immer alles an. Ich hoffe es hört nie auf damit. Ich denke das hält mich so schmal.

Mein Gemüt ist heute wie Gold. Ich treibe es so dünn und fein aus, dass ich es Abends über die ganze Stadt legen kann. Alles schimmert warm. Auf dem Weg in mein Viertel such ich keine Fragen aber Bestätigung. Ich finde sie in den Fensterscheiben der Autos und Parterre-Wohnungen. Letztens kam raus, dass ich gar kein Mensch bin, sondern Drang und Sehnsucht, vorläufig und leidlich mit Haut umschlagen. Das kann man aber nicht sehen, auch nicht im Glas. Man ahnt es, wenn man mich anfasst.