Dienstag, 9. August 2011

happiness is a warm gun

Es regnet die ganze Nacht durch heftig. Die Regenrinne läuft über, die Scheiben wirken wie geschmolzen, ich seh garnichts. Der Regen verwässert sogar die Differenz zwischen Tag und Nacht. Die Dämmerung ist als solche jedenfalls kaum auszumachen, wird von den Ziffern des Displays in Klammern gesetzt. Die Uhr von Anna's Großvater steht seit ein paar Tagen nebenan im Arbeitsraum. Jetzt finde ich sie auch zu laut. Komisch, als sie neben meinem Bett tickte, war es gut auszuhalten.
Es wird ein klischee-satter Tag werden. Natürlich bin ich schlechter Dinge. Auch bei der Schneiderin, die mir die Hosenbeine erst ab Knöchel, dann seitlich vom Knie an abwärts absteckt, dabei wissen möchte, wie ich auf ihr Atelier aufmerksam wurde. Sicher will sie ihre Werbung verbessern. Da sie mir zu vornehm tut, und ich ihre Preise übertrieben finde, antworte ich falsch. Ausserdem macht sich die Bitch über Nähte lustig, die ich irgendwann mal gesetzt habe. Ich lach ja auch nicht über ihre beschissene Visitenkarte.

Den frühen Nachmittag, verbringe ich in der Vorstadt, bei meinen noch lebenden Ahnen. Oma meint, ich sähe heute aber schick aus. Ich sehe aber aus wie immer. Trotzdem stimmt es. Ich hatte gestern Abend eine leise Panik, aus der Zivilisation zu fallen. Deshalb fällt die Garderobe etwas strikter aus als sonst. Die Form muss es zusammenhalten. Das ist keine neue Idee. Hab ich aber auch nie behauptet. Eine andere ist die Besinnung auf meine provinziellen Komponenten. Die rohen Wurzeln als Halt.

Wunderbar finde ich, was mein Stiefvater und ich ernsthaft an diesem verregneten Sommertag im Garten tun. Wir schiessen mit einer Flinte 4,5mm Munition auf einen Karton, den wir am Ginkobaum festmachen. Die Zielscheibe bastelt er, indem er mit dem Fasermaler die Kugeldose auf einem Papier umrandet. Das Kreuz zieht er an den Kanten eines Aschenbechers, voll mit Zigarrenstumpen- yes. Was soll ich sagen: Ich schiesse Freihand, ohne abzustützen und treffe sehr gut. Ich habe Urlaub und eine ruhige Hand. Oma steckt mir Taschengeld zu, die Sonne bricht ab und an durch. Was sangen die Beatles noch?