Freitag, 12. August 2011

street credibleness

Unter uns renoviert ein Paar. Sie ziehen gerade ein und geben sich echt viel Mühe. Sie streichen sogar den Balkonboden. Parkett und so, klar. Ausserdem ist er freundlich im Flur, die Freundin sah ich noch nicht. Gestern erst habe ich auf dem Heimweg erschreckend wenige rauchende, werdende Mütter gezählt. Der Voodoo-Neger lässt sich auch schon seit Tagen nicht mehr an seiner Hausecke blicken. Hier wird sich doch nicht eine Gentrifizierung abzeichnen? He!- das ist kein Szeneviertel, wir sind nicht in der Hauptstadt. Aber wir wohnen im Altbau mit Doppelverglasung und der Vermieter ist trotzdem Schwabe.

Mein Bruder meint ganz unüberlegt, ich wäre ein Misanthrop. Völlig nicht richtig. Na gut, aber ich sei jedenfalls meist feindlich und agiere gegen das uns umgebende System. In diesem aber bin ich der reinste Humanist, bin nicht nur angepasst sondern schlage ab und an Schneisen, auch für andere. Ich setze einen guten Teil meines Geldes in Waren oder Dienstleistungen um. Ausserdem bin ich oft unterhaltend, sogar gratis. Ich bilde mich weiter, bleibe dünn und bemühe mich um äusserste Flexibilität. Das bemerkt auch eine Gruppe eher roher Nachbarskinder. Ein etwa zehnjähriger Knabe fragt, ob ich Single bin. Ja, Junge. Schreiend verspricht er mir, mal einen Lamborghini zu besitzen. Tut mir leid, ich kann nicht warten. Und bitte nicht zu viele Neuwagen hier. Die Strasse wird sonst teuer.