Sonntag, 23. Oktober 2011

Der Boden im Foyer grau gekachelt. Der Hinweg führt über den Parkplatz, gepflastert. Man weiß auswendig wie ein solche Böden beschaffen sind. Das Licht ist pragmatisch.

Ich kann nicht weit sehen. Eine Haarnadel zwischen zwei Dielen, ochsenblutroten. Inhomogene Stapel von Irgendwas, die sich an staubige Möbel schmiegen. An den Wänden persönliches, das sich nicht vor dem Licht duckt, das gestern aus bodennahen Lampen schien und jetzt schräg durch die Fenster fällt. 

Überall Kleidung, hektisch geordnet. Musik, zu laut für Mietverhältnisse, zu leise für die Umstände. Vier Paar schwarze Schuhe. Die Stiefel müssten zum Schuster. Die weiße Kerze, Kinski gedenkend. Voll auf zwei Funktion beschränkt, lehnt der Spiegel gegen die Wand. Wiederholt was ich mache, hält sich an meine Meinung. Er bleibt völlig ungerührt von den Bildern die ihn füllen.

Geflieste Wände, freundliche Deckenfluter. Viele dunkle Jacken neben der Treppe. Das Geländer, gusseisern, folgt den Stufen, säumt die Empore. Servietten aus Stoff, Reben aus Metall, das Menü auf Notizblöckchen. Die Köche mit Rücken zur Wand. In engen Reihen die Gäste.

Das Negativ eines Dark-Rooms. Weiße Folie spannt über die Wände, die Lampenschirme, die Bänke, die Theke. Mood provozierende LED's. Warme Gesichter, alle bekannt oder halt nicht. Normale Musik. 

Teerpappe. Herbstsonne auf der Stirn, Schornstein im Rücken. Skandierender Sprechgesang. Rote Flaggen auf der Strasse. Ringsum mindestens hundert Dächer. Keines brennt.

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Man hat sich, sehr im Rahmen bleibend, Mühe gegeben. Mikado-Stäbchen, Bier, Limo und Portwein. Exponate abgehen. Dinge die ich nicht verstehe, die aber nett aussehen. Unverständliches das nicht mal gut aussieht. Dinge die mir keiner ansieht. Ich trinke zuckerfreie Cola, dann den Wein. 
Nicht sehr langweilig, ich unterhalte mich selbst mit unterschiedlichsten Befürchtungen und krümle Marlene extra Popcorn in die Tasche.

Gewollt gediegen und bemüht locker. Bierbänke und Weinfolge. "Unheimlich," findet es Julia "dass sich eure Gesten so gleichen." Bunte Macarons. Ein Mann trägt Clogs, die wie Wildschweine aussehen. Ich esse Lamm. Ojay malt die Nase von Mecki, dem Igel, in die Luft. Die meisten sind alt hier. Wir langweilen uns lachend und gehen dann auch schnell.

Ich versage mir nicht mal diese Aufruhr hier, der ich mich zögerlich, dann jedoch voll hingebe. "Boah, nein, Hilfe!" Ziehe aus Respekt keine Konsequenzen. Ich scheitel meine Haare wie ein Junge. Ziehe mich 3 mal um. Darüber kann ich lachen, mach ich dann auch.

Einen Moment lang. Dann nochmal einen Moment lang. Ich schreibe JA ABER/UND JA mit dem Finger, der genauso warm ist wie deine Schläfe. Ich hab schlimmen Durst und kann hier gegen nichts etwas unternehmen. Sehr sogar.

HÜRRIYET. HURRA. HURRAHÜRRIYET. HURRA. HURRADie Frauen tragen keine Kopftücher. Der Rauchgeruch kommt aber von einem Grill. Schade eigentlich. Gegen den Terror der PKK. Das Diktat führt hierzulande die Harmlosigkeit. Sicher besser. Ich in Sniper-Position mit Fernglas.

Aha, Och nee, Oh nein und Gott sei Dank, wirklich. Die, tja, sicher zeitaufwändige Deko, verhüllt den Raum und betont damit das Problem. Es mag hier anders aussehen, fühlt sich aber ewig gleich an. Wir möchten sofort gehen. Anna kommt noch. Nein, das ist kein Witz. Ich liebe dich auch. Wollt ihr noch bleiben? Komm, ich bring dich nach Hause. Der Typ an der Treppe- Hallo Janusz? Gib auf dich acht. Ja, immer.