Freitag, 18. November 2011

apheliotes

Kongresshotel Potsdam. Es gibt drei Flügel, jeweils einem Luftschiff gewidmet. Hindenburg aber nicht. Crashglasoptik an den Verblendflächen des Buffets. Extra kaputt weil schöner. Der Kriminologe schenkt mir ein Exemplar seines Bestsellers. Er hat braune Schuhe, einen dunkelblauen Anzug ist seit 30 Jahren verheiratet und macht K.o. Komplimente. Setze schon seit Stunden auf Zen-artigen Gleichmut. Kommt nicht gut an. Beide im Gespräch während ich vorallem atme und die Zunge in den Gaumen oder die Wange drücke. Beide sind sich einig in allen Punkten. Unaufgeregte Einwände von mir. Keine Zustimmung: Nein, so nicht. Keine Gewalt. Kein Gaunerei. Kein garnichts. K.o. sagt, in das Nicken des Professors rein, sie wünsche sich einfach das es so sei. Zähle alle Zeppeline im Sichtfeld und sage, ich fände es nostalgisch, den Glauben an bestimmte Dinge zu verweigern, anstatt damit einfach aufzuhören. K.o. zwang mich am Vorabend Kein-Ohr-Hasen zu gucken. Schlimm, schlimmer, Schweiger. Beste Momente unserer gemeinsamen Zeit: wache Nachts bestimmt dreimal orientierungslos auf. Draussen lungert der Winter rum und wer nicht frieren mag, wird besser kalt.

Wieder alles gut weil schnalzend auf der Strasse. Wehender Mantel und rollender Koffer in Potsdam abends. In den Fussgängerzonen grassieren bundesweit die Weihnachtmärkte. Blicke en passant. Ich glaub ich sehe fabelhaft aus, was daran liegen wird, dass ich rastlos bin und allein. Mehrere Kleist Gedenk-Tafeln. Gewalt ist voll ok. Wir sind hochkriminell, meine Komplizen und ich, die ich sie gerade nur kaum vermissen darf, weiß ich sie im Hinterhalt meines Herzens.