Mittwoch, 23. Mai 2012


Ich lasse die Tür zum Nebenzimmer seit 2 Tagen nachts offen, weil es so warm ist. Heute so schwül, dass ich noch dusche. Jetzt so heiß, dass ich die Decke nicht ertrage, wie eben schon den Fön nicht und daher die Haare nass bleiben und ich unbedeckt. Dann schlafe ich, liegend auf meinem Bett, während ich im Traum vor einem anderen sitze, wach. Es ist das Bett meines Bruders. Nicht alleine bin ich dort, und lieber wäre mir mein Bruder läge darin. Als ich aufwache, erschrecke ich mich vor der Zimmertür, die ja so ungewohnt, mit ihrem Blatt ganz schwarz, vor meinem Bett steht. Ich gehe ins Bad und trinke Wasser. Dann ermittel ich mit dem Kompass auf meinem Handy, in welcher Richtung meine Zimmer liegen, danach prüfe ich den Wecker weil ich fürchte zu verschlafen. Noch bevor mir klar ist, dass dies zu der überwältigenden Mehrheit der mehr als verkraftbaren Dinge gehören würde, schlafe ich ein.

Ich schliesse das Fenster mit dem lästigen Mann darin. Das hatte ich schon vor, bevor der Fremde einen kurzen Moment nutzte, um mich durch das erdgeschossige anzusprechen. Es geht um seinen Wagen auf dem Parkplatz. Er sei in 10 Minuten wieder da. Er müsse nur schnell nach gegenüber, wegen einer kaputten Heizung. Er wiederholt das mindestens 4 mal, bis ich dann doch das Fenster erreiche. Falls jemand käme. 10 Minuten. Sein Wagen. Die Heizung. Maximal! Die Heizung im Puff gegenüber. Haha! Maxima! Mit dem Glas schiebe ich die Stadt und ihn aus dem Raum. Dass es gut isoliert ist stelle ich fest, als ich das Summen deutlich höre, aus einer Ecke oben rechts, über der schmaleren Küchenzeile. Ein Trafo, der die Luft der Küche so kitzelt, wie es das Gewitter mit der Luft der Stadt tun wird. In 10 Minuten - maximal - es wird schon dunkel. In der Halle beleuchten die Fluter bedrohlich die Streben der Decke. Wie die bösen Jungs mit den Taschenlampen unterm Gesicht. Die, die sich noch Mühe gaben beim Erzählen gemeiner Märchen.

Wir sitzen im Eingang des Hauses neben der Kneipe und schauen auf die Strasse. Sebastian kommt nochmal vorbei. Diesmal zu Fuss. Eben lobten wir sein Fahrrad und jetzt seine kurzen Hosen. Dann bewundern wir, noch nachrücklicher und auf geschwisterlich ähnliche Weise, das Blau des Nachthimmels. Das Beste, das Allerschönste gar. Eine Wand in meinem Zimmer habe ich ihm geweiht. Die im Süden. Während mein Bruder raucht, esse ich 3-lagiges Kaugummi. Eines vermische ich kauend im Mund, ein anderes zerlege ich mit den Fingern. Eine grüne, deutlich weichere Schicht zwischen pink und lila. Milchschnittenhaft. Wann immer es ging, aßen wir als Kinder bei Süßigkeiten die einzelnen Schichten ab. Mit den Zähnen, in Zeitlupe, die harten. Mit der Zunge das Weiche zuletzt. Wir wünschen uns eine Sendung im Fernsehen oder sonstwo, in der vielleicht solche Themen besprochen würden. Ein Format in dem solche Worte fallen könnten wie »milchschnittenhaft«; in dem Menschen in Zeitlupe Dinge zerlegen und in erhöhter Geschwindigkeit darüber sprechen. Oder andersrum auch mal. Auf dem Weg heim geh ich die Treppe hoch, welche ich auf dem Hinweg runter lief. Viele bunte Stufen. Dabei höre ich noch, bis zur Hälfte etwa, einen Tango aus dem Café an der Ecke, mit dem Motiv des Korobeiniki. Ich schwöre.