Sonntag, 1. Juli 2012


Zur Hälfte der Nacht weckte mich das Palaver erregter Teenager von der Strasse. Es waren min. zwei Jungs, aber nur ein Mädchen. Es ging unter anderem um eine Jenny. Ich ärgerte mich, dass ich davon wach wurde, dass ich keine Jenny war und deshalb morgens wieder früh aufstehen musste. Legte meinen linken Unterarm in die Mulde meiner Taille und hoffte bald einzuschlafen. Weil die Mitte dieser Nacht sehr schwül war, klebte er ein bisschen als das Wetterleuchten anfing. Etwas später, zur zweiten Hälfte der Mitte, ich konnte nicht sagen ob ich wieder wach wurde oder es noch war.

Zwei Schulschwänzer, ein Rabe um zehn vor neun. Das war es schon. Aus dem Park heraus wieder bergab Richtung Hauptstrasse. Die Lindenbäume riechen immer noch extrem. Die glitschige Wiese läuft abschüssig in einer Sackgasse aus, die mit Stromkästen anfängt. Man könnte vom Kopf dieser Gasse die Staffelung von Häusern gegen den Berg sehen, falls nicht dieser Laster hier stände. Er steht Vis-a-vis auf der Mitte der Strasse, ich muss unter den geöffneten Türen herkriechen, die beide Gehsteige blockieren. Was ich dann sehe streift mich heftig, während sich die Strasse von unten gegen meine Füße presst.

Ich fasste mir an die Augen um zu sehen ob sie offen waren, und das Wetterleuchten vor oder hinter meinen Lidern. Es war fast gar nichts gut in dem Moment. Das Grollen kam von Süden, lag irgendwo hinter der Zimmerwand. Und dort dann noch hinter etlichen weiteren. Noch etwas dunkler bestimmt und weniger blau. Ich nahm mir den Arm aus der Seite und mein Atem fühlte ein paar Mal so, als schälte ich mir damit etwas aus dem Brustkorb. Wieder Wetterleuchten und ich hielt die Luft an und lag ganz still, weil ich mich nicht schälen wollte und auch kein Gewitter. Ich fürchtete jemanden zu vermissen und hoffte, wie auch von den Blitzen, dass das ausblieb. Ich bewegte mich dann doch weil ich wusste, dass ich Gewitter kaum kontrollieren kann.

Links lauter graue Häuser, in der Folge immer niedriger durch die Hanglage. »Unterstraße«. Schmutzverläufe von tausend Wettern. Kleine Fenster tief in den Mauern, sauber geputzt, hinter den Vorhängen nur schwarz bis flaschenhalsgrün. Heller Putz in blitzförmigen Rissen. Die Hauseingänge überdacht mit Teerpappe, gefasst von gelblichem Plexiglas. Niedrige Parteien, weiße Klingelknöpfe, davon viel mehr als Fenster. Surely, die bescheidensten Heime. Davor in den winzigen Beeten sehr dunkle Erde. Nass und schwarz. Gelb, pink und roter Mohn. Kornblumen und Rhododendron, die ganze Zeile lang. Milchsterne, Pfingstrosen und Schlüsselblumen. Büsche aus Astern. Weißer und rosafarbener Rittersporn, Margeriten und blühender Kugel-Distel, gasflammenblau. Bis runter zur Tankstelle geht das so weiter.

Es gewitterte nicht, ich schlief ein als es weitergezogen war. Vielleicht zog es auch noch, während ich einschlief. Das Fenster stand auf, hinterm Vorhang. Ganz still und ruhig lag der Boden. 
Ein Finger ist gelb von Blütensaft. Ich bin spät dran und keiner erwähnt es, man wünscht mir einen guten Morgen.