Samstag, 7. Mai 2011

die front von hinten aufzäumen

"Was ist denn ein Provinzmädchen?" fragt mich eine Kreisstadt-Amazone. Wahre Sonntagkinder unter diesen, führ ich aus, sind dort (eigentlich mein ich aber: hier) jene deren die zwei heiligsten Übergangsriten zeitgleich widerfahren. Der erste Geschlechtsverkehr fällt mit der ersten Alkoholvergiftung zusammen. Pasch. Du darfst gleich nochmal würfeln.
"Wo fängt denn die Provinz an?" "Hier," sage ich und tippe ihr unter die Clavicula, direkt über dem Herzen, "wo sich die Tangenten aus Umhängetasche und Spaghettiträger kreuzen." "Haha, rauchst du? Kennst du Sebi?"
Ich weiß es besser deshalb geh ich trotzdem hin. Mit mir gehn ja die Guten. Mein Bruder stand auf der Gästeliste und findet es enorm schlecht. Schon bevor er ankommt, klar. Fürs Auge ist hier viel zu holen.
Ich spiel Schlampenslalom auf dem Weg zur Garderobe und find mich schick weil ich Zigaretten und Zungenküsse ausschlage. Distinktion und so. Ok alles andere kennt man schon, alles zigmal ausgeführt. Es wummert, eigentlich ein Line-Up aus der Hölle (also Berlin oder so) komisch trotzdem doof- egal jetzt ist man hier. Wir stehen irgendwann in der Ecke und sehen die anderen eskalieren. Endlich verabreden wir uns zu gehen. Mein Bruder pirscht vor. Treffpunkt Pommesbude draussen. Ich versetze ihn weil wir noch kurz von einem völlig krassen Zigarettenautomat eingefangen werden der ne heftige Touchscreen- Nummer abfährt. Niezuvorgesehene Malboro-Marken drehen sich im Kreis und zeigen uns Imagefilme. Simon bedient den Screen mit der Zunge. Ein Wahnsinn. Was soll jetzt noch kommen? Na hoffentlich die Bahn. Die Luft ist warm und ich lauf die Wappen aller Partnerstädte ab. Nach Schwerin kommt Berlin, und da vorn liegt Matagalpa.