Mittwoch, 22. Juni 2011

more than this

Auf dem Campus ist dieser Springbunnen aus Beton der unaufhörlich vor sich hin quillt. Er pulst das Wasser unentwegt hoch und von allen Seiten prasselt auch noch der Regen ins Becken. Wenn es ein Bild gibt, für dieses Gefühl das ich so oft habe, dann sehe ich zum ersten Mal etwas das dem wohl gut gerecht würde.

Meine Stiefschwester hat gerade erfolgreich ihr Studium in München geschmissen. Wir sitzen uns im Büro gegenüber, sie am Schreibtisch meiner Mutter, ich an dem ihres Vaters. Wir teilen echt erstaunlich viele Ansichten, starren jeweils in den Monitor, drehen und rollen mit den Bürostühlen und warten auf das Abendessen.

Im Flur muster ich ein paar Schallplatten und schwatze meiner Mutter eine Roxy Music Platte ab. Anschliessend zeigt sie mir das neu renovierte Bad. Dort gibt es eine Duschkabine mit sehr vielen Düsen, die je nach Kombination eine fast exponentiell ansteigende Anzahl von Massagemöglichkeiten bieten. Ausserdem noch Radio und MP3 und alles. Der Rest besteht aus Chrom und Gold und Terrakotta-Strukturfliesen. Ich sage ihr, dass ich weiß, dass sie und ihr Mann beide wechselseitig, sowohl psychisch als auch finanziell, abhängig voneinander seien, dass das aber nicht gleich am Bad ablesbar sein müsse.
Vor und während des Essens schwärmen Mama und ich total für Bryan Ferry. Wir gehen total ab dabei und zählen die besten Hits auf, streichen mit den Fingern über Plattencover. Am Fenster, nach dem Essen, raucht sie und schaut den Dohlen zu, die vom Kirchof zu der großen Weide segeln. Von der ich übrigens bis heute nicht weiß, in wessen Garten sie eigentlich steht. Sie findet Smoke gets in your eyes so schön. Sie spricht von schlimmen Dingen, die sie erlebt hat als es mich noch nicht gab, aber zum Glück schon Bryan Ferry.