Samstag, 9. Juli 2011

friedrich-ebert-str.

Diese Straße ist zu 3/4 verfallen und zur Hälfte Allee. Einerseits gesäumt von Bäumen, beidseitig von Autowerkstätten, Druckereien, kaputten Villen und Fabrikhallen. Einem Eiscafe, geschlossenen Bürgervereinen und mindestens einem Bordell. Wenn man nicht wüsste das man hier wäre, könnte man meinen hier begönnen Geschichten. Ich finde die Beleuchtung so orange, wie früher an den Autobahngrenzbereichen zu den Benelux-Staaten. Vielleicht aber auch blos weil ich so müde bin wie damals auf dem Rücksitz, neben meinem Bruder, den ich übrigens den ganzen Abend nicht treffen werde, obgleich wir uns für mindestens 2 Stunden auf demselben Gelände langweilen. Der Ort ist die Essenz dieser Straße. Ein Ding zwischen Bordell + Bügerverein in einer Fabrikruine. Musik geht klar.

Die Unterhaltungen die geführt werden, dürfen zurecht so genannt werden, supertrivial sind sie jedenfalls nicht. Trotzdem ist es immer dieselbe, auch wenn Partner und Themen variieren. Ein Grund wird sein, dass zumindest einer der Teilnehmer immer ich bin. Und ich kenn echt fast alle meiner Argumente und Behauptungen und Tricks.

Johannes und ich umfassen uns mindestens 3 mal unter Glückwünschen. Letzte Woche haben wir gemeinsam bis Zen gezählt. Dann kam ein Nichts. Klar, weich und kühl und groß. So groß wie die Lücke zwischen uns und zu jedem anderen Menschen auch. Das wir den meisten Dingen mit Gleichness begegnen wird von anderen bemängelt. Wir findens super. "Astrein - zurückschwimmen ist nicht." sagt Johannes und er sieht ziemlich glücklich aus.

Ich trinke insgesamt 2 Flaschen zuckerfreie Limonade wofür ich zurecht verspottet werde. Dafür nerven mich die Konsumentscheidungen der anderen, aber heimlich. Man folgt den Blicken und ahnt: den meisten wird es wehtun. Warum suchen sie sich dann nicht ein paar schöne Hüllen für den Schmerz?

Achja - was ich noch eben zwischen Schrank- und Haustür empfand: Ich meine es gibt fast keine tröstlichere Umarmung als die eines wirklich gut sitzenden Hemdes.