Montag, 26. September 2011

der indianer ist dick und heißt nobody

Vorsichtig, echt vorsichtig, löse ich den Tesa-Film von der Rückseite des Fotostreifens. Nicht, dass sich die Papierschicht ablöst. Es ist schon Mittag durch, der Tag ist nicht mehr frisch. Später werde ich zum Einwohnermeldeamt gehen, und lügen müssen, um keine Buße zu bezahlen. Mir habe ich schon gestanden, eine Heimat zu haben. Dem Amt aber nicht. Praktischer, es wäre andersrum. Ich finde einen Platz für das neue Bild und nehme mir die Haarnadel aus dem Mundwinkel.

Der Sonntag wurde redlich begangen. Bei der Oma galt es sich blicken zu lassen und Äpfel zu holen. Mein Vater hat dort mal Bäume gepflanzt, die dieses Jahr früh und schwer tragen. Auf dem Weg dorthin finde ich, dass die Genesis ein einziges Lob der Lüge ist. Für die Wahrheit gibts den Rausschmiss. Mit Lackschuhen auf dem Rasen stehend, weiß ich: auf den Schiefern rund ums Küchenfenster kann man noch die Bildchen und Zeichen sehen, die wir als Kinder mit Steinchen oder dem Hoftürschlüssel geritzt haben. Ich schau aber nicht hin, sonder spiegel mich, die goldene Sonne im Rücken, schlecht im Fenster. Wenn ich mich anstrenge sehe ich mich, wenn ich einfach nur schaue, sehe ich die Küchenmöbel. Die Schuhe sind schon eingelaufen, das ging schnell und ohne Schmerzen. Oma giesst Tee nach, sie besteht nicht auf Untertassen, hat aber welche. Ich verstehe nicht, sag ich zu ihr, Menschen stellen ernste Fragen und tragen meine Antwort, die ganz klar keine ist, so stolz wie billigen Schmuck. Fragen mich noch, ob ich die Öse im Nacken schliessen helfe. Oma fasst eine Hand, die zufällig meine ist, und unzufällig genauso aussieht wie die ihrer Tochter und die ihres Mannes. Mit dem Bus fahr ich später in die Augusta-Strasse, die sogar eine Allee ist, zu Simon. Wir sitzen in der Küche mit Jolle und Norman. An der Wand hängen viele Uhren, der Kuckuck der einen ist defekt. Manchmal kommt der ganz unvermittelt raus und macht sein Geräusch. Während wir da sind aber nicht. Auf der Toilette zolle ich meiner Blase Respekt für den Move, Blut in meinen Urin zu mischen. Harte Geste. Dann kommt Johnny Depp, sammelt Papierblumen und Schußwunden. Auf dem Heimweg verliert Simon seinen Führerschein, so gelassen wie noch keiner seinen Führerschein verloren hat. Im Flur angekommen, schraube ich eine Birne in die neue Lampe auf der Kommode. Ich möchte keinen Lärm machen, bin aber zu müde still zu sein und zu wach, um es dunkel zu lassen. Wer den Fehler im letzten Satz findet, wird mit Reichtum und Freiheit belohnt.