Samstag, 24. September 2011

die letzten ihrer art

Das ihr sterblich seid, ist nicht der Fluch. Das ihr die Ewigkeit erfunden habt. Das ihr sie sehen möchtet,  für ein oder zwei Momente lang. Das ist echt albern, gehört aber dazu, wenn man dazugehören möchte. Und das wir Worte gebrauchen müssen, um Fleisch, Blut und Knochen, und all das was darunter noch liegt, uns erklären zu wollen. 

Ich kleide mich langsam an, wähle ein anderes Paar Schuhe, da ich die neuen nicht an einem solchen Ort einlaufen möchte. Ich vergesse das alles, aber das Leder nicht. Als ich ankomme, schneidet mich das, was uns bindet. Diplomschau, die letzten. Nach euch die Bacheloranten: Simon schreibt mit einer Rohrfeder TOD auf ein ausliegendes Blatt. Naturweiß und matt, die Tinte blau. Ich muss zur Toilette und verfluche meinen Jump-suit, bis Esther diesen lobt. Danach erschmeichle ich mir aus Versehen Sekt. Später setze ich, mit einem nicht unlauten, direkt der Seele entweichendem Seufzer, ein +Verzweiflung unter Simons Notiz und ziehe ein eher ungelenkes Herz darum. Dann Feier im Sommerloch. Der Zufall schlang sich mir ums Handgelenk, zahlt mir den Eintritt. Mein Licht ist heute gedimmt, der Traffo summt. Ich suche mit einem gewissen Fieber bestimmte Gesichter. Gefunden, reicht mir das Wissen um deren Nähe. Und deren Nähe auch noch vor Ort, ist ja fast schon zuviel. Auf der Tanzfläche zweifelt Robin an meiner Fähigkeit zur Freude, was mich freut, aber heimlich. Meike küsst mich mit Zunge. Ich trinke Wodka, Wasser und Blasen- und Nierentee abwechselnd. Sie wolle mir nicht zu nahe treten (zu spät, die unlautere Distanzunterschreitung entstand schon im Akt der Ansprache), sagt ein ätzendes Mädchen, aber Blasenentzündungen würden oft durch Sperma verursacht. Ihren Blick schmiert sie wie eben solches in mein Gesicht. Jedenfalls klebrig. Bevor ich noch schlimmeres sagen kann als mein Körper unverhohlen vermittelt, zieht mich Ojay am Ärmel weg. Ärgerlich. Dafür gestehe ich im Stillen, der Welt hier, mein vollstes Verständnis und ungebrochene Anteilnahme. Zeitgleich bekritzel ich Flyer mit niederschmetternden Botschaften.