Freitag, 9. September 2011

private sammlungen

Alle Linien laufen auf einen Punkt. Der Mittelstreifen glänzt, die Mittelsäulen-Signale leuchten türkis. Morgens ab- und abends heimreisen. So und selten anders, bitte. Der Chemnitzer Pilot redet über Wirtschaft, dänische Bettenlager  und die Unsauberkeit chinesischer Messebesucher. Simon hakt ab und an nach, er ist darin wirklich begabt. Fachmännisch. Ich bin tatsächlich angetrunken von einem Wein, den wir kurz zuvor in der Hotellobby des Lidner Hotel Hagenbecks getrunken haben. Dort saßen eben noch schweigende Chinesen.Wir nun sitzen in einem winzigen Chevrolet. Ich hinten, auf der Suche nach etwas das ich klauen kann, natürlich prinzipell. Haha! Wir lachen, weil in einem Satz jetzt die Begriffe Rasse und Hygiene fallen. Der Chemnitzer wuchs in Bautzen auf. "Berühmt für Knast, Stasi und Senf" Das hat er jetzt aber selbst erwähnt. "YES: Regen" Simon dreht sich um. High Five. Der Pilot meint wir würden gar nicht glauben, was man an einem Auto alles putzen könne.

In der Wohnung des, zumindest körperlich abwesenden Paares, spannen sich emsig gewebte Rettungsnetze. Nippes als Anker. Liebe Fussmatten und grüssende Tassen. Die Drudenfüße der Gegenwart sind aus Tongeschirr mit Serviettentechnik. Das Unglück soll draussen bleiben. Im nahen Osten, an der Tramhaltestelle oder in der Betiebs-Cafeteria. Die Initialen der Liebenden aus lackiertem Karton auf der Fensterbank: "Es ist ihnen alles zu unsicher, zu abstrakt, deshalb vergegenständlichen sie es. Die brauchen die Emo in 3D." Simon hat ihnen ein Mimosen Zucht-Set geschenkt. Wohnungen sind ja auch immer öfter Museen der Angst. Ich will mich, schöpfend um Kultur bemüht, darum sorgen, diese auch zu schüren. Selbstlos, wie meist.