Mittwoch, 21. September 2011

ein, zwei, drei, fear

Sehr kalter, günstiger Wein aus Spielotheken Gläsern, eingraviert die lachende Sonne der Merkur-Daddelhallen. Bernado fordert mich überflüssiger weise zum stehlen auf. Während des Stückes steht er auf, um sich selbst auch eins zu besorgen. Eine augenscheinlich unhöfliche Aktion, aber wichtiger Bestandteil der Szene, in die die hier aufgeführte, eingebettet liegt. Ich habe nichts als Ahnungen und Unrast. Es ist schon sehr kalt draussen. Wir müssen lachen, weil es verboten ist. Die Stühle haben Schlüsselloch-förmige Aussparungen in den Lehnen, welche ich, der Theatralik halber, dreimal mit dem Finger nachfahre. Beim zweiten Mal schon möchte ich aufhören. Aber zwei ist so konkret. 

Ich bekomme in den folgenden Stunden ca. 5 Ohrfeigen, bei den letzten, erteilt in Boris Küche, kommen mir fast die Tränen. Jedenfalls kitzelt es in der Pharynx so, als würde gleich etwas passieren. Wie beim Gähnen oder Niesen, wenn auch dies nicht ausgeführt, im Hals verebbt. Weinen- ein Fremdreflex.

Die Musik find ich ganz gut aber ich bin schon recht müde. Das Zimmer ist kühl, das Licht warm. Mit den Augen heiß ich die Hunde still zu sein. Ich wechsle mehrfach Sitzplatz und Raum, aber sie folgen mir. Fahrräder im Flur. Lyrik an den Wänden. Ein nasser Balkon. Wem gehören die Tiere? Dem, wem sie folgen. Nein- dem, den sie dienen. Ich gab ihnen vom Tisch meiner Angst, als ich satt war. Das ist lang her. Hunde sind dumm und gierig.

In der Küche meines Vaters und seiner Frau, steht letztere im Dreiviertel-Profil vor mir und weint. Wir können uns nicht ausstehen. Um uns herum orange Herbstdeko, auf dem Tischtusch, dessen unsichtbare Falten sie mit ihren alten Händen glättet, steht ein bizarrer Zierkürbis. Ich umarme sie, weil man das so macht wenn jemand verzweifelt. Emotionen und Etikette. Floskelhafter Trost. Ist das noch aktuell? Heutzutage muss sich ja, zum Beispiel, der Niesende entschuldigen. Wegen mangelnder Reflexkontrolle.